Ihr Coach Gerhard Schreiber |
Mein Nachholen der Reifeprüfung war der erste Schritt. Er beinhaltete nicht nur einen formalen Zugang zu einem Studium, sondern zeigte mir auch meine neue Richtung: Der Mensch, in all seinen Lebensformen, Zielen, Wünschen, Hoffnungen und – Enttäuschungen. 1981 begann ich mit meinem Theologiestudium, und ich beschäftigte mich fast 10 Jahre lang damit, was Menschen über „Gott und die Welt“ je zu sagen gehabt hatten. Es war eine Zeitreise durch mehr als 3000 Jahre Menschheitsgeschichte. Doch jede Reise, auch noch so faszinierende, hat ihr Ende. Da der Glaube an kirchliche Institutionen und Hierarchien bei mir nie aufkam – um es höflich zu formulieren – war dieser Weg also verschlossen. Dass ich mir mein Studium durch Korrigieren und Lektorieren von Büchern finanzierte, kam mir nun zugute. Eine renommierte Wiener Druckerei, für die ich freiberuflich tätig war, machte mir, nicht ganz uneigennützig, eine Karriere im Rechnungswesen schmackhaft. Beginnend in der Kalkulation und der Verrechnung, wurde ich nach kurzer Zeit und entsprechender Ausbildung Controller und Leiter des Rechnungswesen. Wieder war es eine fast 10jährige Reise, diesmal durch das Wirtschaftsleben, in all seinen Facetten und Spielchen. Inzwischen war einige Zeit vergangen, ich hatte viel gelernt, erfahren und durchlebt, aber der entscheidende, alles verbindende Mosaikstein, fehlte immer noch. Interessenshalber, und gar nicht zielorientiert, entschloss ich mich zu einer 1½jährigen Coachingausbildung. Dabei hatte ich das Glück, diese bei Gundl Kutschera, einer international anerkannten und großartigen Trainerin, machen zu dürfen. Ab diesem Zeitpunkt entdeckte ich einen völlig neuen Gesichtspunkt, lernte auf meine Empfindungen besser zu hören, sie nicht mehr am Zeitgeist zu messen, sie auf ihre Echtheit hin zu prüfen, sie in kompetenter Weise zu reflektieren und sie neu zuzuordnen. Als größten Feind – so könnte man sagen – bemerkte ich die mangelnde Erinnerung. Wir „vergessen“ im Alltag nur allzu oft unsere Fähigkeiten (Ressourcen) und unser Eigentliches, unser Selbst, unsere Seele. Ein guter Coach / Mentor schafft einen Schutzraum, ein „Leo“, wie Kinder es beim „Fangen-Spielen“ nennen, in dem sich jeder Mensch entfalten und das Neue wachsen lassen kann. Jeder Sportler hat einen Coach, und es wäre undenkbar, einen Spitzensportler ohne einen Coach in ein Training oder einen Wettkampf gehen zu lassen. Warum sollten wir Menschen, egal ob jünger oder älter, in unserem einzigartigen Leben ohne Coach auskommen?
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Ich war Mitte 20, mein erlernter Beruf Schriftsetzer war bereits ausgestorben und ein Fossil, die Schriftkästen mutierten zu einem begehrten Flohmarktobjekt, meine damalige Frau und ich gaben einander nach 3jähriger Ehe einvernehmlich den Scheidebrief und meine Sportlerkarriere im Rudern brachte mir zwar einige Staatsmeister-Titel, gipfelte aber nicht im erstrebten Olympiasieg. Es war gleichzeitig der Zeitpunkt, zu dem ich nicht mehr glauben konnte, was mein damaliges Umfeld mir klar machen wollte, nämlich dass mein Herz nur eine Pumpe sei, meine Seele nur ein Gefühl und der Geist nur aus grauen Zellen bestünde. Aber wie konnte ich „sicher“ sein, dass es da noch eine andere – mir verschlossene und vielleicht auch nur eingeredete – Welt gab? Und wo, wenn überhaupt, ist sie zu finden? |